Wasserball in Prag – Interview mit Stepp-Vereinssekretärin Barbora Prochazkova

18. März 2011

Vereinssekretärin und aktive Wasserballerin in Prag: Barbora Prochazkova Im Vorfeld des am Sonntag stattfindenden Pokalspiels (20.03.2011, 11 Uhr) gegen Stepp Praha hat Jan Weinreich mit der Vereinssekretärin und aktiven Wasserballerin Barbora Prochazkova ein lesenswertes Interview geführt.

Vorab soll erstmal gesagt werden, dass es mal schön ist gegen einen unbekannten und dazu noch internationalen Gegner zu spielen. Erzähl doch mal wie es dazu kam, dass ihr als tschechisches Team im Ostdeutschen Pokal mitspielt – ihr wolltet sogar auch in der Liga mitspielen, oder?

Auch wir freuen uns über jedes Spiel gegen einen unbekannten Gegner, besonders gegen die SG Wasserball Dresden. Dresden und Prag liegen nicht weit voneinander und wir sind froh, dass wir auf diese Weise diese wunderschönen Städte verbinden können. Stepp Prag ist der mehrfache Vizemeister der Tschechischen Republik und Sieger des Tschechischen Pokals 2009. Wir waren auch Teilnehmer am LEN-Pokal im Jahr 2007. Wir sind aber im Streit mit dem Tschechischen Wasserballverband (es geht um die erlaubte Zahl der Auslandsspieler in unserer Mannschaft) und diese Tatsache führte zu unserer Entscheidung, freiwillig von der 1. in die 2. Liga zu gehen und uns eher auf Wettkämpfe im Ausland zu konzentrieren. Diese Möglichkeit haben wir als die Beste in der momentanen Situation empfunden. So haben wir die Möglichkeit gegen viele neue, interessante Gegner zu spielen. Stepp Prag spielte im Herbst 2010 eine Reihe von Freundschaftsspielen, z. B. mit den Bundesligamannschaften SV Weiden 1921 und SV Würzburg 05 und mit Mannschaften aus der Slowakei, Ungarn und Österreich. Gleichzeitig haben wir die Erlaubnis erworben, in dieser Saison am Ostdeutschen Pokal teilzunehmen. Wir bedanken uns bei der LGO-Leitung und Mannschaften für diese Möglichkeit!

Trainer von Stepp Praha: Tomas Ruzicka
Der Trainer von Stepp Praha: Tomas Ruzicka

Eure Ergebnisse im Pokal und in den Turnieren letzten Herbst zeigen, dass ihr auch in der DWL gut mitspielen könntet – wäre das ein Ziel für euch?

Danke für das Kompliment! Es freut uns, dass unsere Ergebnisse vermerkt wurden. Die Teilnahme an der deutschen Liga wäre für uns eine Ehre und auch eine große Herausforderung. Selbstverständlich muss man bei der Teilnahme an der Liga auch die Kosten bedenken, weil die Entfernungen zwischen einzelnen Mannschaften ja ziemlich groß sind. Auf jeden Fall möchten wir die DWL-Leitung ansprechen, um uns über die Möglichkeiten einer formellen Teilnahme an einem der Wettbewerbe in der nächsten Saison zu informieren. Wir würden uns auch über eine Teilnahme am Deutschen Pokal sehr freuen.

Erzähl doch gleich mal was über eure Mannschaft – wo liegen eure Stärken, was sind Schwächen, wie oft habt ihr Training? Habt ihr auch Nationalspieler in eurem Team?

Unsere Mannschaft zieht Nutzen aus der Qualität der Spieler, die Auslandserfahrungen haben. Es geht um Sportler, die in Staaten mit einer starken Wasserballtradition, wie z. B. die Slowakei, Kroatien oder Italien, Wasserball gelernt hatten. Gleichzeitig haben wir aber auch einige sehr talentierte tschechische Spieler. Wir trainieren viermal pro Woche, haben auch eine gute Fitness-Vorbereitung, was ich für unsere Stärke halte. Wir haben auch sehr gute Torhüter. Im Prinzip haben wir alle Positionen gut besetzt, wenn nicht gerade einige Spieler wegen beruflicher Verpflichtungen fehlen. Manchmal fehlen uns allerdings die Spiele gegen stärkere Gegner, weil die Konkurrenz in der Tschechischen Republik für uns relativ schwach ist. Wir haben vier Nationalspieler.

stepp-praha-teams
Männer- und Jugendteams von Stepp Praha

Stepp Prag scheint ein reiner Wasserballverein zu sein. Wie viele Mitglieder und Mannschaften habt ihr? Wie läuft es für euch in der Liga?

Ja, Stepp Prag ist ein reiner Wasserballverein. Wir haben zwei Herrenmannschaften (außer der A-Mannschaft auch eine Veteranenmannschaft) und zwei Damenmannschaften, die in der 1. Liga spielen. Übrigens haben beide unserer Damenmannschaften im Herbst Freundschaftsspiele gegen die Damenmannschaft des SC Chemnitz von 1892 gespielt. Unsere A-Mannschaft nimmt jetzt in der 2. Liga, die wir aus oben genannten Gründen spielen, den ersten Platz ein. Unsere Erfolge habe ich in der ersten Frage schon aufgezählt.

Tschechien gilt ja nicht gerade als Wasserball-Land. Vielleicht kannst du uns etwas über die Situation im tschechischen Wasserball erzählen: Wie viele Ligen gibt es? Spielt ihr vor Zuschauern und gibt es Interesse der Medien? Wie sieht es mit Sponsoren aus?

Ja, in Tschechien ist Wasserball ein kleiner Amateursport. Alle treiben diesen Sport neben der Arbeit oder dem Studium. Andererseits haben wir viele Auslandsspieler, vor allem Slowaken, die wegen der Arbeit nach Prag umgezogen sind und unsere Mannschaft gestärkt haben. Es geht um sehr gute Spieler, manchmal auch ehemalige Nationalspieler der Slowakei in den Juniorkategorien. Momentan haben wir auch zwei Spieler aus Italien und einen aus Japan. In Tschechien spielt man die 1. und die 2. Liga, mit jeweils sechs Mannschaften. Es gibt relativ wenig Zuschauer, etwa 50 Personen pro Spiel, bei Finalspielen können es auch 100-200 sein. Das Finale beim Februarturnier in Prag, in dem Stepp Prag und die erste Mannschaft der ungarischen 2. Liga YBL Budapest gespielt haben, hat sogar das tschechische Fernsehsportprogramm Nova Sport aufgenommen. Sonst widmen die tschechischen Medien diesem kleinen Sport keine große Aufmerksamkeit. Mit Sponsoren ist es auch problematisch, in Bezug auf die kleine Bedeutung von Wasserball in der Gesellschaft. Es handelt sich eher um kleine Sponsoren, die persönliche Beziehungen zum Wasserball haben.

Plakat: SGW Dresden - Stepp Praha

Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren: