Dresdner Wasserballerin spielte in Juniorennationalmannschaft
15. Oktober 2010
Bevor wir uns am kommenden Woche mit dem Pokalspiel gegen Solingen in die neue Saison stürzen, blicken wir nochmal zurück auf einen Fakt, der leider etwas untergegangen war.
Denn wie weit man es als Dresdner Wasserballerin schon in jungen Jahren bringen kann, erlebte die 17-jährige Luzie Meißner diesen Sommer. Bis ins 1600 Kilometer entfernte ukrainische Dniprodserschynsk verschlug es die Abiturientin. Bei der Europameisterschaft der U 17 Juniorinnen belegte sie mit ihren Nationalmannschaftskolleginnen den 10. Platz.
Mit der Teilnahme an der Juniorinnen-EM könnte für Luzie ein ähnlicher Weg beginnen wie für ihre, zumindest in Wasserballkreisen prominente Vorgängerin aus Dresden: Theresa Klein. Als langjährige Stammkraft in der deutschen Nationalmannschaft und damit mehrfache WM-Teilnehmerin kehrte die knapp 10 Jahre ältere Theresa erst letztes Jahr von einem zweijährigen Intermezzo aus der griechischen Profiliga zurück in die deutsche Wasserballliga (DWL). Dort könnte es so zum Dresdner Duell kommen, denn auch Luzie spielt seit drei Jahren in der höchsten deutschen Spielklasse.
Wer Luzie allerdings regelmäßig spielen sehen will, muss zu den Spieltagen der DWL nach Chemnitz reisen. Seit nun bereits drei Jahren steigt die Dresdnerin für die Bundesligamannschaft des SC Chemnitz ins Becken, weil sich bisher in Dresden leider nicht genügend Damen für den Wasserballsport begeistern.
Anlässlich der Juniorinnen-EM in der Ukraine stellten wir Luzie ein paar Fragen:
Bevor wir über das Sportliche sprechen, so eine EM in der Ukraine ist schon ein Erlebnis, oder?
Ja, auf jeden Fall eine gute Erfahrung für mich! Allein schon deshalb, weil ich das erste mal geflogen bin. Leider haben wir nicht soviel von der Stadt gesehen, ein bisschen aus dem Bus und die Schwimmhallen natürlich. Vieles ist schon noch etwas schäbig, die Duschen und die Umkleiden, auch das Wasser war ziemlich gelblich. Speziell unsere Trainingshalle hatte so schlechtes Wasser, dass ich nach dem Turnier eine Augenentzündung bekam. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht. Besonders innerhalb unseres Teams war es immer witzig und nie langweilig.
Rein sportlich betrachtet lief es allerdings nicht ganz so gut.
Das stimmt. Das Ziel war der 8.Platz, der zur Qualifikation für die U17-WM im nächsten Jahr berechtigt. Es war schwierig, da wir einfach zu wenig Zeit hatten uns als Mannschaft zu finden. Wir hatten zwar ein Vorbereitungsturnier in Frankreich und ein Trainingsturnier in England, insgesamt aber nur 9 Monate in denen man sich ja auch nur einmal im Monat zum Lehrgang versammelt. Ich selbst war leider nicht in der Stamm-Sieben, bin aber immer auf mein Viertel Spielzeit gekommen. Auch wenn es für mich nicht zu einem Tor gelangt hat, bin ich mit meiner Leistung zufrieden.
Jetzt bist du ja praktisch bundesligaerfahren und auch international im Einsatz gewesen. Geht es bei dem Damen ähnlich robust zur Sache wie bei den Männern?
Ich weiß natürlich nicht so genau wie es bei dem Männern abgeht, aber bei uns gehört das Zerren am Badeanzug natürlich dazu. Gekratzt wird ziemlich oft, das können Fingernagelkontrollen auch nicht verhindern. Aber Schlagen oder ähnliches gibt es nur selten.
Deine Vorgängerin aus Dresden, Theresa Klein, hat ja nun bereits Erfahrungen in der griechischen Profiliga gesammelt und gehört seit mehreren Jahren zum Stamm der Nationalmannschaft. Was sind deine Ziele im Wasserball?
Ich habe kein konkretes Ziel bis jetzt. Für mich steht jetzt das Abi an, da werde ich das Training eher etwas reduzieren. Für mich ist die berufliche Entwicklung auf jeden Fall wichtiger als eine Karriere im Wasserball.
Habt ihr eigentlich schon einmal, zum Beispiel am Rande eines Bundesligaspiels, ein Wort gewechselt, so von Dresdnerin zu Dresdnerin?
Hm … also ehrlich gesagt kenne ich den Namen gar nicht. Ich weiß auch nicht, ob wir schon mal gegeneinander gespielt haben.
Stichpunkt DWL – du spielst für die Chemnitzer, wohnst aber in Dresden. Wie gestaltet sich da das Training?
Ich versuche jeden Freitag nach Chemnitz zu fahren, manchmal mit dem Zug oder mit meinen Eltern. Außerdem trainiere ich mittwochs hier in Dresden mit unserer B-Jugend. Na ja, außerdem soll ich mir noch ein Fitnessstudio suchen und dort Krafttraining machen. Für C-Kadersportler steht da Geld bereit, der SC Chemnitz würde also die Kosten tragen.
Welche Position spielst du in Chemnitz, wie lange spielst du pro Spiel und was sind deine Stärken und Schwächen?
In Chemnitz gehöre ich zur Stamm-Sieben und spiele vorne rechts. Meine Stärke ist das Schwimmen, also die Schnelligkeit. Und seit dem ich Jugendnationalmannschaft spiele, habe ich mir auch einen guten Spielüberblick angeeignet. Meine Schwächen … unser Trainer Sven Schultz drängt mich immer dazu öfter zu schießen, mehr Mut im Torabschluss zu haben.
Was ist euer Ziel für die DWL-Saison 2010/11?
Nicht so hoch zu verlieren wie letztes Jahr (lacht). Wir wollen unseren vorletzten Platz natürlich verbessern.
Wir haben nun viel über deine aktuelle Situation gesprochen, jetzt mal ein Blick zurück: Wie, wann, warum und bei wem hat alles angefangen?
Erst war ich Schwimmerin beim DSC. Aber schon in der 4.Klasse wurde es mir und meiner Freundin Nancy zu langweilig. Sie hat dann Wasserball vorgeschlagen und wir sind einfach mal hingegangen. Trainer der Jugend war damals der Herr Pflug, trainiert und gespielt haben wir einfach mit den Jungs.
Wann hat sich herauskristallisiert, dass du irgendwann mal Bundesliga- und Jugendnationalspielern sein könntest?
So richtig einen Zeitpunkt gab es da nicht, es hat sich einfach so entwickelt. Irgendwann hat der damalige Chemnitzer Trainer Frank Schindler angefragt. Wir sind dann immer mit Uli Müller freitags nach Chemnitz gefahren. Das begann vielleicht vor vier oder fünf Jahren.
Ende dieses Schuljahres steht für dich das Abitur an. Gibt es schon Pläne für die Zeit danach?
Ja, ich will mit meiner Schulfreundin für 4 Wochen nach Vietnam. Sie ist Vietnamnesin, da sollte man so eine Chance auch mal nutzen. Alles Weitere ist noch offen.
Ist Wasserball dabei ein Kriterium? Du könntest ja zum Beispiel ein Uni in Hannover oder Berlin wählen.
Nee, eher nicht. Für mich rückt dann ganz klar der Beruf, welcher auch immer, in den Vordergrund. Wasserball ist dabei zweitrangig, erst muss Geld verdient werden.
Was hättest du eigentlich hobbymäßig gemacht wenn du keine Wasserballerin geworden wärst?
Ich hätte weiter Gitarre gespielt, aber dafür war dann keine Zeit mehr.
Ok, wir danken für das Interview und wünschen alles Gute!